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Wie Randale-Rentner uns das Fürchten lehren

In meinem Kriminalroman „Rex Jordan - der Rosenringmörder“ versuchen die beiden Ermittler Rex Jordan und Lana Deier einen Mordfall aufzuklären. Dabei wurde ein sogenannter Randale-Rentner in einer eigentlich friedlichen Nachbarschaft erschlagen. Doch was genau ist denn ein sogenannter Randale-Rentner? Und seit wann randalieren die? Normalerweise sitzen Senioren doch den ganzen Tag im Haus, spielen Brettspiele, gehen sich gegenseitig auf die Nerven oder kümmern sich um familiären Besuch. Rentner gelten als friedvolle und entspannte Menschen. Dass solche nun auch noch randalieren sollen gilt als kaum vorstellbar, ist aber gar nicht so ungewöhnlich.

Definition

Laut Duden sprechen wir umgangssprachlich von Randale bei heftigem und lautstarkem Protest, Krawall oder sonstige Ausschreitungen [1]. Bedeutet, sogar wenn der Dreijährige mal an der Supermarktkasse seinen heißgeliebten Lutscher nicht bekommt und deswegen eine Szene macht, ist dies bereits als Randale zu beziffern. Ein Rentner/-in hingegen ist eine nicht mehr arbeitende Person, die anstelle eines regelmäßigen Monatseinkommens eine staatliche oder private Rente, sprich einen Ersatz fürs Einkommen, erhält [2]. Für die Rente gibt es verschiedene Modelle, doch meistens kennt man die Altersrente, die man erhält, wenn man seine Arbeitsjahre hinter sich hat und einen schönen Lebensabend verbringen möchte.
Kaum zu glauben, dass solche alten Leute, die zumeist ein friedliches Dasein fristen, randalieren sollen. Doch es gibt sie, die Ausnahmen von der Regel und die sind gar nicht mal so selten.

 

Wenn ein Rentner es mal eilig hat...

Ein schönes Beispiel dafür ereignete sich im Jahr 2007 in Berlin. Ein Busfahrer der BVG machte am Abend an einer Straßenecke seine vorgeschriebene Pause. Er schloss die Türen seines Busses ab und versuchte sich drinnen ein wenig zu erholen. Doch dazu sollte er nicht allzu viel Zeit haben, denn ein 77-Jähriger hatte es offenbar eilig. Dieser hämmerte gegen die geschlossenen Bustüren und protestierte. Es folgte ein starkes Wortgefecht zwischen dem Busfahrer und dem Rentner. Der ältere Herr wollte unbedingt in den Bus einsteigen, was der Busfahrer aufgrund seiner Pausenzeiten nicht zuließ. Schließlich öffnete er die Türen, um den hartnäckigen Senioren zum Gehen zu bewegen. Diesem sind allerdings die Nerven durchgebrannt und er verletzte den Busfahrer am Hals. Weswegen es der Rentner so eilig hatte und die Pause des Busfahrers nicht abwartete, oder aber schlicht in eine andere Buslinie umstieg, ist nicht geklärt. [3]

So eine Pause wünscht man sich doch.

 

Rettungswagen als Hindernis
In der Fahrschule lernen alle Autofahrer, dass Rettungswagen Vorrang haben. Leider auch, wenn sie in einer Straße parken und sich im Einsatz befinden. Blockiert ein solcher nun die Weiterfahrt, könnte man auf die Idee kommen außenherum zu fahren und sich einen anderen Weg zum Ziel zu suchen.
Nicht aber ein Rentner aus dem schleswig-holsteinischen Wedel des vergangenen Jahres. Dieser wollte eine Straße entlang fahren, die von einem Rettungswagen, mit sich im Einsatz befindlichen Rettungskräften, blockiert wurde. Dem autofahrenden Senioren platzte der Kragen, denn dieser beschimpfte und beleidigte er die Rettungskräfte und schreckte auch nicht davor zurück handgreiflich zu werden. Die Sanitäter ließen sich allerdings nicht beirren und kümmerten sich um ihren Patienten. Dem Senioren wurde es dann wohl zu umständlich, doch anstatt sich schließlich zurückzuziehen, stieg er in sein Auto und versuchte am Rettungswagen vorbeizufahren. Letztlich fuhr er sich fest, riss anschließend ein Seitenfach des Krankenwagens heraus und konnte mit seinem Auto flüchten. Der Rettungswagen wurde dabei stark beschädigt. [4]
Selbst Notärzte und Sanitäter sind von der geballten Wut eines unter zeitdruckstehenden Senioren nicht gefeit.

 

Alkohol im hohen Alter? Keine gute Idee...

Das kann nur ein rüstiges Seniorenpaar aus Großbritannien toppen. Nachdem das Paar eine beträchtliche Menge an Alkohol konsumiert hatte, liefen sie im betrunkenen Zustand Amok und verwüsteten ein ganzes Hotel. Die 69-Jährige Ehefrau im Nachthemd drohte in der Nacht des 4. Februars 2017 den Hotelangestellten sie zu erschießen. Ihr Mann kam ihr schließlich völlig nackt zur Hilfe, schwang eine Schere in der Rezeption, beleidigte Gäste und Personal des Hotels, durchtrennte diverse Kabel, schlug eine Scheibe mit einem Hotelschild ein und stieß, gemeinsam mit seiner Frau, ebenfalls Morddrohungen gegen alle Anwesenden aus. Das Paar trieb es dabei so wild, dass die Gäste zu flüchten begannen und drei Kilometer bis ins nächste Dorf liefen, um eine sichere Unterkunft zu finden. Die beiden versuchten schließlich in ihrem BMW zu flüchten und wurden zwei Stunden später von der Polizei gestoppt. Neben einer saftigen Geldstrafe wurde ihnen auch der Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer abgenommen. [5]
Das erklärt, wieso die meisten Seniorinnen und Senioren Tee bevorzugen.

 

Fazit

Somit lässt sich festhalten, dass nun niemand mehr die Existenz von Randale-Rentnern leugnen kann. Sicherlich bedeutet es nicht, dass alle Seniorinnen und Senioren irgendwann durchdrehen und beginnen ihre Mitmenschen mit Scheren zu attackieren. Aber es wird deutlich, dass auch sie nicht zu unterschätzen sind. Rettungswagen, Busse und sogar ganze Hotels sind sicherlich nicht die einzigen Objekte, die unter wütenden Rentnern und Rentnerinnen schon gelitten haben. Sollte man es selbst mal mit einem zu tun haben, empfiehlt es sich also Ruhe zu bewahren und die Polizei zu verständigen. Denn wie man sieht könnte ein eigenständiger Eingriff gefährlich werden.

 

Daher ist es nicht mehr ganz so verwunderlich, dass eine terrorisierte Nachbarschaft sich irgendwann einmal zur Wehr setzt. Ein Mord kann dabei aber nie die Lösung sein! Besser wäre es gewesen, die Behörden frühzeitig einzuschalten und den Betroffenen zu helfen. Doch dafür war es bereits zu spät und so gilt es nun herauszufinden, wer den Randale-Rentner Artur Deich ermordet hat, was für Rex Jordan und Lana Deier nicht gerade ein Kinderspiel darstellt.


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