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Was der Nachthimmel uns bedeutet

In meinem Roman „Die Anhänger der Liebe“ starrt Jenny relativ am Anfang in einen schier endlosen Sternenhimmel und fasst dabei den Entschluss sich niemals auf das Spiel mit der Liebe einlassen zu wollen. Warum aber ein Blick in den Sternenhimmel? Was bedeutet dieser uns?

Die Philosophie des Sternenhimmels

Philosophen haben den Sternenhimmel schon immer mit Ehrfrucht und einer Menge Gedanken im Kopf betrachtet.

So beschrieben Einige ihn als den Welt-Weihnachtsbaum, andere verblüffte die Menge an unendlichen Welten dort oben und wieder andere sehen im Nachthimmel die Ordnung und Struktur der Welt abgebildet.

Da kam häufig die Frage auf, ob wir alleine im unendlichen Kosmos sind, ob wir sogar ein Teil einer großen Struktur-Familie sind? Immerhin käme nach unserem Planeten das Sonnensystem, dann unsere Heimatgalaxie, dann unsere lokale Galaxiengruppe, schließlich größere Gruppen, schließlich unser Universum und wer weiß, vielleicht ja auch noch andere?

Frühere Astronomen, wie Keppler oder Galilei, waren stets immer auch Philosophen. Sie entdeckten nicht nur neue Planeten, Sterne und Strukturen. Sie fragten sich auch stets was das für uns bedeutet und wie wir mit diesem Wissen umgehen, wie man besonders schön am tragischen Beispiel von Galileo Galilei sehen kann. Dieser wurde für seine neue Entdeckung der Weltordnung von der Kirche verurteilt und musste mit seinem Leben dafür zahlen.

Auch die Sternenbilder, die damals entdeckt wurden, haben häufig einen philosophischen Hintergrund, fragt man nach ihrem Sinn und Zweck.

Nicht zuletzt sind Sternengucker auch immer Historiker, da das Licht, was uns erreicht, schon Milliarden Jahre alt sein kann und wir daher wahrscheinlich einen Stern am Nachthimmel sehen, den es so gar nicht mehr gibt, da er schon längst erloschen ist.

Da knüpft die modernere Philosophie auch an und fragt: Was sehen andere Galaxien, wenn sie in unsere Richtung blicken?

 

Sternenhimmel in der Kunst

Nicht nur die Schreiberlinge, auch in der Kunstszene kann der Nachthimmel seinen Einfluss ausspielen.

So hat der Steinmetz- und Bildhauermeister Ricardo Itta einen Sternenhimmel mit samt Sonnenfinsternis aus einem Stein kreiert und bekam für seine raue Steinskulptur einen Preis.

Hier ist das Werk zu sehen:

Link: https://www.stein-magazin.de/skulptur-des-monats-sternenhimmel/

 

Die Philosophie in der Wissenschaft

Echard Slawik beschrieb in seinem Buch, wie die Wissenschaft und die Philosophie in Bezug auf den Sternenhimmel voneinander lernen können.

Insgesamt hat unser Universum vier Dimensionen: Die Länge, die Breite, die Tiefe und die Zeit. Wir genießen momentan 88 Sternbilder, die ebenfalls eng mit der Philosophie in Verbindung stehen und wenn wir in den Nachthimmel hinaufschauen, dann sehen wir nur die rund 100 Milliarden Sterne unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Fremde Sterne, aus anderen Galaxien, sehen wir so am Nachthimmel nicht. Das schaffen nur moderne Teleskope.

Die Philosophie unterstützt und hinterfragt die Astrophysik etwa auch dahingehend, dass geklärt werden sollte was der Urknall genau war und was er für uns letztlich  bedeutet. Oder aber, ob Licht der Ausdruck purer Ewigkeit ist. Denn laut der Physik hat Licht keinen genauen Anfangspunkt. Die Photonen waren also schon immer da und da fragt man sich, wie das in unser Weltbild passt.

Ebenso sind es Strukturfragen, die mit Hilfe der Philosophie erörtert werden könnten: Es begann mit Elementarteilchen, den Quanten, entwickelte sich weiter zu Atomen, die neue Moleküle bildeten, aus denen sich schließlich der genetische Code zusammensetzte, der neue Organismen schuf. Aber was ist die nächste Stufe? Wie sieht die nächste Struktur aus, unter der wir stehen? Sind wir wirklich das Ende dieser Verkettung von Strukturen? Ist eine planetare Spezies, zu der wir werden könnten, der nächste logische Schritt?

 

Wissenschaft und Philosophie nähern sich an

Die moderne Wissenschaft und die Philosophie waren früher, wie alte Astronomen darstellen, untrennbar miteinander verknüpft. Heute, dank der Ökonomisierung der Wissenschaft, fehlt für den philosophischen Teil die Zeit und die weiterführenden Gedanken der Wissenschaftler verstummen. Aber auch dabei ist ein Gegentrend zu beobachten, denn die Astrophysik und die Philosophie nähern sich wieder an. Diskutiert werden im Diskurs dann etwa die Auswirkungen von neuem astronomischem Wissen, als auch die Methoden. Denn das ist das Ass der Philosophie: Sie kann viel tiefgreifender und kritischer Hinterfragen, als die reine Naturwissenschaft selbst. Nicht zuletzt spielt auch Ethik in diesen Bereich mit ein, wenn man beispielsweise an naturwissenschaftliche Gebiete wie die Gentechnik denkt.

 

Kein Nachthimmel mehr

Heute aber schauen wir in eine kritische Zukunft, denn der Nachthimmel schwindet. Die Frage, ob wir uns jemals von unserem Heimatplaneten trennen werden und andere philosophische Ideen, die ein Jeder von uns haben dürfte, wenn er in den schönen klaren Sternenhimmel blickt, werden in Zukunft wohl verstummen.

Grund dafür ist die zunehmende Lichtverschmutzung in aller Welt, die uns den schönen Nachthimmel raubt. Kaum einer kann noch über etwas philosophisch nachdenken, wenn er es nicht mehr sehen kann und die Inspiration der ewigen Sterne fehlen. Dadurch könnten wir durchaus auch gewisse Chancen verpassen, denn etliche Erfindungen und Ideen früherer Wissenschaftler entsprangen der Situation des Betrachtens der Sterne über uns.

 

Der Nachthimmel ist ein hohes Gut und die Sterne können unsere Gedankenwelt geradezu inspirieren. Umso mehr ist es ein Grund gegen die grassierende Lichtverschmutzung vorzugehen und etwas zu unternehmen. Wir sollten auch in Zukunft die einfache Möglichkeit haben uns in einer lauwarmen Sommernacht in den Garten setzen zu können und bei einem weiten Blick in die Sterne die Seele baumeln zu lassen.

 


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