· 

Seniorinnen und Senioren im WWW

In meiner Novelle „Aus vergangenen Tagen“ ist auch das Internet von Bedeutung. Das Klischee, dass alte Leute das Netz meiden, akzeptiere ich nicht. Im Gegenteil, Paul und seine Freundin recherchieren sogar online, um ihr Ziel zu erreichen! Doch wie kann das gelingen? Wie kommt der ältere Teil der Gesellschaft online auch an?

Warum sie (noch) nicht online sind

Das Statistische Bundesamt schätzt, dass ungefähr nur 55 % aller Senioren_innen online sind. Das ist, in einer Gesellschaft die immer älter wird, eine schon recht alarmierende Zahl. Aber warum ist das?

Viele ältere Mitbürger_innen geben an, dass sie Berührungsängste mit dem Netz haben. Alle sprechen davon so selbstverständlich, aus unserem Alltag ist es nicht mehr wegzudenken und für jeden gehört es zur Normalität. Verständlich, dass ältere Leute dann zurückhaltender sind und Angst haben etwas falsch zu machen. Dagegen hilft nur: Viel Geduld und etwas Mut aufbringen! Man sollte sich Unterstützung holen und mit Anfängergeräten die Digitalkompetenz zunächst „trainieren“. Häufig sind ältere Menschen überfordert, wenn ihre Familie Ihnen das neuste Supertablet bestellt. Sie haben schlicht Angst es kaputt zu machen, kommen damit schlecht klar und lassen es dann lieber ungenutzt herumliegen. Nur eine gute Aufklärung und eine kleine Portion Mut können dabei helfen diese Berührungsängste zu überwinden. Übrigens sind Internetcafés auch für Senioren_innen eine tolle Sache! Dort können sie in aller Ruhe, ganz ohne Stress, einen Computer und das Internet ausprobieren und austesten.

 

Die Vorteile des World-Wide-Webs

Das Netz ist vor allem ein riesengroßer Wissensspeicher. Jeder findet dort etwas, das seinen Interessen entspricht. Seien es neue Rezepte, alte Autoteile für den heißgeliebten Oldtimer oder aber neue Strickideen. Alles ist online auffindbar. Auch bietet es zahlreiche Videoanleitungen, sogenannte Tutorials, die dabei helfen verschiedene Dinge zu lernen und es sich schließlich selbst beizubringen.

Auch die Möglichkeit einer Onlinebestellung kann für ältere Menschen nützlich sein. Die, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind, können sich nämlich alles was sie brauchen ganz einfach nach Hause liefern lassen. Das erspart Zeit und Ärger.

Auch die Kommunikation wird, dank Videochats und anderen Apps, stark erleichtert. So ist es spielend einfach mit den Freunden, der Familie oder aber mit Ärzten und co. in Kontakt zu treten und das immer und so oft man will.

Eine wissenschaftliche Studie hat Senioren_innen auch gefragt, was sie vom Netz halten. Sie gaben hauptsächlich an, dass das Internet ihnen einen Gewinn an Mobilität, als auch eine verbesserte geistige Fitness und erleichterte Kontaktpflege geschenkt hat. Mehr Mobilität im Sinne von Online-Einkaufen, geistige Fitness dank Ratespielen oder der erleichterten Recherche und Kontaktpflege dank der sozialen Netzwerke. Die ausführlichen Studienergebnisse sind hier.
Link: https://digital-mobil-im-alter.de/

 

Aber auch die Seite „wohnen-im-alter.de“ hat die besten Pluspunkte fürs online-gehen wunderbar zusammengefasst:

Teilnahme an sozialen und kulturellen Aktivitäten

  • Mit den Angehörigen in Kontakt bleiben
  • Neue Freunde finden
  • Online Banking und Einkaufen
  • Reisevorbereitungen treffen
  • Gesundheitliche Beratung und Informationen
  • Teilen und Ansehen von Bildern
  • Austausch politischer Ansichten
  • und vieles mehr“

Link: https://www.wohnen-im-alter.de/leben/internet

 

Wie gehe ich online?

Besonders hilfreich ist es, wenn Familie und Freunde einem dabei helfen, viel Geduld beweisen und einen langsam in die Materie einführen. Es gibt aber auch etliche Seniorenverbände, wo andere im selben Alter, die bereits online sind, dabei helfen.

Auch gibt es in den allermeisten Volkshochschulen spezielle Computerkurse, wo das Personal für die Teilnehmenden geschult ist und entsprechend helfen und unterstützen kann. Es hilft dabei auch mit seinen Freunden gemeinsam einen solchen Kurs zu besuchen und sich gegenseitig im Erlernen der digitalen Kompetenz zu bestärken.

Die oben verlinkte Studie gab auch an, dass ältere Menschen gerade beim Online-Einkauf besonders kritisch seien, da sie dort Bankdaten und Ähnliches hinterlegen müssen. Wer dort noch Bedenken hat, der kann sich an die deutschlandweiten Verbraucherzentralen wenden. Diese beraten und unterstützen einen dabei und klären auch auf, wie man sichere und unsichere Online-Shops unterscheiden kann und wo man welche Daten hinterlegen kann und wo besser nicht.

Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, die einem die Tür in die digitale Welt ganz leicht öffnen lassen.

 

Berichte von Selbsteinsteigern

Die Mitteldeutsche Zeitung hatte ihre Leser_innen gefragt, wie sie das sehen und diese haben von ihrem Einstieg in die Digitalität berichtet.

Frithjof Grohmann etwa erzählte, dass er anfangs große Angst hatte etwas kaputt oder falsch zu machen, aber gute Hilfe von seiner Familie bekam. Heute ist er auf Facebook registriert und diskutiert dort in speziellen Diskussionsgruppen mit. Das hält ihn, nach eigener Aussage, auch geistig weiter fit, da er häufig Sachen nachschlagen und genau recherchieren muss. Weiter ist es für ihn schon zum Alltag geworden morgens zunächst seine E-Mails zu lesen und darüber beispielsweise die neusten Nachrichten zu erfahren.

Heidelore Rathgen leitet ein Museum für Musikgeschichte, das sich auf Schallplatten spezialisiert hat. Sie erwartet momentan Gäste aus Amerika, die online von diesem Museum gelesen haben und es sich nun ansehen wollen. Selbstverständlich lief die Kommunikation auf Englisch. Sie selbst sagt, dass den Leute, die auf die Digitalität verzichten, ein Großteil der Welt verschlossen bleibt.

Ähnlich sieht das Dieter Zimmermann. Er arbeitete früher in einem Autohaus, heute geht er seiner Leidenschaft nach und informiert sich online über die neusten Autotechniken und bildet sich dadurch ständig weiter. Das hält ihn im hohen Alter geistig noch fit, wie er erläutert. Weiter plant er auch online gerne seine Reisen. Die letzte Italienreise hatte er etwa ganz selbst zusammengestellt und sie sehr genossen.

Auch Spiegel online hat einen spannenden Bericht, indem ein Reporter seine Mutter digitalisiert: klick mich.

 

Das Internet ist ein Ort, an dem auch alte Menschen viel Neues entdecken und ihr Leben stark bereichern können. Es ist wichtig, dass sie sich nicht von Berührungsängsten ausbremsen lassen, weiter am Ball bleiben und genauso wichtig, dass sie eine Person haben, die ihnen alles mit viel Geduld erklärt.

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0