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Was ist ein Versprechen und wieso geben wir sie?

In meinem Liebesroman „Die Anhänger der Liebe“ gibt Jenny sich selbst und den Sternen der Nacht das Versprechen, sich niemals auf einen Jungen, auf die Liebe ganz generell, einzulassen. Sie versucht fortan sich auch wirklich daran zu halten und wird auch stetig geprüft. Ganz besonders, als Jet Wilder an ihre Schule wechselt…

 

Doch warum geben wir überhaupt Versprechen? Was soll das bringen?

Warum geben wir uns Versprechen?

Als Kinder beispielsweise geben wir uns Versprechen, die zumeist aus unseren gemachten schlechten Erfahrungen resultieren. Haben wir beispielsweise mal einen Freund emotional verletzt und dieser daraufhin den Kontakt abgebrochen, dann versprechen wir uns selbst, dies nie wieder zu tun, da wir diese Konsequenzen nicht haben möchten. Somit können Versprechen Teil eines Lernprozesses sein. Wir grenzen uns damit ab und setzen uns auch eigene Ziele.

Versprechen gehen aber in zwei Richtungen: Einerseits können sie uns helfen, andererseits können sie uns aber auch behindern. Etwa wenn wir eine wichtige Aufgabe nicht alleine bewältigen können und uns nach dieser vermeintlichen Niederlage (dem Holen von Hilfe) selbst versprechen, dass wir uns nicht mehr helfen lassen wollen.

Somit sind Versprechen an uns selbst wichtige Faktoren, die teilweise unsere psychische Stabilität gewährleisten können.

Deswegen ist es auch nicht ratsam Versprechen, die man sich selbst gibt, stetig zu brechen. Beispielsweise das klassische Versprechen: „Morgen fange ich mit der Diät an!“ oder aber „Ab morgen höre ich auf zu rauchen!“. Denn wenn wir solche Selbstversprechen immer und immer wieder brechen, schwindet nicht nur unser Selbstbewusstsein, sondern auch das Vertrauen in uns selbst.

Aber wie genau geben wir ein Versprechen? Im Regelfall gibt es dazu drei Schritte: Im ersten entscheiden wir uns überhaupt erst einmal dafür, dass wir dieses Versprechen geben. Zum Beispiel, dass wir uns selbst versprechen, weniger Alkohol zu trinken. Im zweiten Schritt, bevor wir dieses Versprechen aussprechen oder es für uns Gültigkeit erlangt, prüfen wir intern, ob es realisierbar, also auch glaubhaft ist. Denn das Versprechen „ab morgen höre ich auf zu essen“ wird sich keiner geben. Im dritten Schritt überlegen wir dann konkret ob wir dieses Versprechen wirklich halten wollen, oder brechen. Das entscheidet sich zumeist unterbewusst schon direkt nachdem wir es gegeben haben.

 

Und warum halten wir sie dann?

Normalerweise nimmt man an, dass wir unsere Versprechen für andere halten. Wenn wir Oma etwa versprechen, immer gut in der Schule zu sein, dann tun wir das, damit sie stolz sein kann, aber nicht für uns, oder?

Falsch, haben WissenschaftlerInnen herausgefunden. Tatsächlich gibt es viele persönliche Motive weswegen wir unsere Versprechen halten. Aber in aller Regel tun wir es eben nicht, um andere Erwartungen zu erfüllen, sondern wir tun es, da ein Versprechen einen Wert an sich in unserer Gesellschaft hat. Schon von klein auf lernen wir, dass ein Versprechen, egal ob mündlich oder schriftlich, etwas Festes ist, etwas, an das wir uns halten MÜSSEN. Und genau dieser gesellschaftliche Druck ist es, der dafür sorgt, dass wir unsere Versprechen halten. Ähnlich sieht das bei Verträgen aus, sofern keine Vertragsstrafen eingebaut wurden.

 

 

Ist es dann schlimm seine Versprechen zu brechen?

Hierbei gilt es zu differenzieren: Wir geben uns tagtäglich Versprechen, wie z.B. morgen mache ich mehr Sport, übermorgen mache ich häufiger Spaziergänge, usw.

Ist es schlimm, diese zu brechen? Ja, denn wenn wir solche kleinen Versprechen, bezogen auf unseren Beruf, auf der Arbeit machen und sie brechen, kann dies zu einem schlechten Ruf führen und das kann uns etwa Aufstiegsmöglichkeiten versperren. Wir verspielen damit unsere Glaubwürdigkeit und unser Vertrauen.

Wer Versprechen regelmäßig bricht, der zerstört auch noch sein eigenes Selbstbild und sein Selbstvertrauen. Da mit jedem nicht eingehaltenen Versprechen auch das Vertrauen in sich selbst abnimmt. Auch sollten wir daher niemals Versprechen geben, die über einen sehr langen Zeitraum gehen, denn wir können kaum abschätzen, ob wir diese halten können. Deswegen ist eigentlich auch das klassische Eheversprechen problematisch und der Partner oder die Partnerin reagiert auch deswegen zumeist hart, wenn dies gebrochen wird. Dabei ist dem Gegenüber selten ein Vorwurf zu machen: Denn das Eheversprechen ist rein aus psychologischer Sicht eher unnütz. Damit einher geht natürlich auch ein herber Respektverlust bei den Personen, deren Versprechen wir brechen und auch die eigene Glaubwürdigkeit ist hinterher nur sehr schwer wiederherstellbar.

Aber es gibt auch Situationen, in denen es sogar besser ist, ein gegebenes Versprechen nicht zu halten: Etwa, wenn man merkt, dass man sich selbst zu viel zugemutet hat, wenn sich die Lage geändert hat und die neuen Umstände das Versprechen unmöglich machen oder wenn es für alle beteiligten besser wäre, das Versprechen nicht zu halten (krasses Beispiel: Wenn man versprochen hätte, jemanden zu töten, davon aber keiner profitiert).

 

Lassen sich Versprechensbrecher entlarven?

Forschende haben ein Experiment durchgeführt: Dazu untersuchten sie die Hirnströme von Menschen, die Versprechen abgaben. Sie fanden heraus, dass bei denjenigen, die ihr Versprechen wirklich halten wollten, ganz andere Hirnregionen aufleuchteten als bei denen, die es von Anfang an nicht wollten. Das könnte in Zukunft genutzt werden, schon von Beginn an herauszufinden, ob jemand wirklich vor hätte ein Versprechen zu halten, oder nicht. Aber ist es wirklich legitim Lügner damit schon zu entlarven, noch bevor sie Schaden anrichten können?

 

Wie wir sehen sind Versprechen eine ziemlich komplexe Angelegenheit und sie zu halten, ist noch viel schwieriger. Aber es kann sich lohnen und Versprechen sind auch nichts, mit dem man leichtfertig umgehen sollte. Auch Jenny hat diese Erfahrung machen müssen. Aber zum Glück hat sie ihr Versprechen nicht gehalten, denn sonst wäre nicht das passiert, was euch am Ende von „Die Anhänger der Liebe“ erwartet!

 


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